Was tun gegen Rechtsruck? Punkrock! Die Band Feine Sahne Fischfilet spielt ein Konzert in der AfD-Hochburg.

Monchi, der Sänger der Punkband Feine Sahne Fischfilet, stürmt auf die Bühne. „Hey Sonneberg, habt ihr Bock?“ Das Schlagzeug hämmert los, der Bass setzt ein, die Gitarre, die Trompete. Die Menge drängt nach vorn, schwappt zurück. Jubel, Hände, die in die Höhe gereckt werden, Pogo vor der Bühne, alles gleichzeitig.

Und die Kiddies im Block, woh-oh-oh, spielen „City of God“, woh-oh-oh. Hier ändert sich nichts, Hoffnung zerbricht, hier ruft niemand die Cops.

Keiner hier braucht eine Aufwärmphase, schon beim ersten Lied macht Monchi, ein Zwei-Meter-Schrank in kurzen Sporthosen und schwarzem T-Shirt, Stagediving von der Bühne. Die dicht gedrängte Menge trägt ihn auf Händen.

Feine Sahne Fischfilet kommen aus Mecklenburg-Vorpommern. Sie haben einen rasanten Aufstieg hingelegt, von einer antifaschistischen Schülerband aus Rostocks autonomer Szene auf die großen Festivals, sie gehen mit den Toten Hosen auf Tour, machen aber auch weiter das, was sie schon jahrelang machen.

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Eine Stunde bevor die Band beginnt, steht Marcel in einer Ecke der Bar und erzählt, wie stolz er ist, dass sein Laden für das Konzert ausgewählt wurde. Seinen Nachnamen möchte er nicht in der Öffentlichkeit sehen. „Die ortsbekannten Neonazis wissen schon, wo ich wohne, aber man muss ja kein zusätzliches Risiko eingehen.“ Gab es bei den Veranstaltungsorten denn große Konkurrenz? Er lächelt. „Eigentlich nicht. Die Orte, die von der Location noch in Frage gekommen wären, haben politisch andere Musik.“

Ein Stück weiter die Straße rauf ist eine Kneipe, neben deren Eingang ein Schild mit schwarzweiß-roter Reichsfahne und der Aufschrift „Deutsches Vaterland“ hängt. Am Zigarettenautomat davor klebt ein Aufkleber: „Kein Bier für Linke“, dazu das Bild eines Bierkrugs, der einem Irokesen-Punk auf den Kopf geschlagen wird.

Marcel erzählt, er habe als Punk die 90er Jahre im Osten mit all den Neonazis als lebensgefährliche Zeit erlebt. „Jetzt bin ich 43 und ich hätte nicht gedacht, dass das so noch mal zurückkommt.“ Er und alle Mitarbeiter seiner Bar tragen an diesem Abend schwarze T-Shirts, auf denen hinten mit Weiß aufgedruckt steht: „Faschisten wählen ist kein Protest!“

[…]

Vier Kurz-Konzerte hintereinander spielen Feine Sahne Fischfilet an diesem Abend. Monchi hält immer wieder das Mikro in die Menge, lässt die Fans die Refrains singen. Währenddessen steht er auf der Bühne, verschränkt die Arme hinter dem Kopf und lächelt. Es geht darum, ganz Punk, gemeinsam eine gute Zeit zu haben. Sich für einen Abend mal selbst zu feiern. „Und supportet die coolen Leute auch, wenn wir wieder weg sind“, ruft Monchi.

Die nächste Möglichkeit ist in Sonneberg am Sonntagnachmittag. Ein paar Linke haben zu einer Demo auf dem Bahnhofsvorplatz aufgerufen – gegen Nationalismus und für „eine lebenswerte Provinz“.

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    1 year ago

    Gut so. Ich bin in der westdeutschen Provinz aufgewachsen in einer Gemeinde mit der NPD im Stadtrat und ohne Konzert im Jugendhaus und einem alternativen Kulturverein wäre ich dort komplett eingegangen. Progressive Provinz existiert, wir müssen aber mehr zusammen halten.